Europa steht im globalen Innovationswettbewerb unter Druck. Der von Mario Draghi im Auftrag der Europäischen Kommission verfasste Bericht „The future of European competitiveness” skizziert, wie die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit stärken kann. Für Führungskräfte in Deutschland ist das unmittelbar relevant: Der Report setzt Hebel an, die Open Innovation über Grenzen hinweg erleichtern – von Kapitalmärkten bis Regulierung.
Offizielle Quellen: Überblicksseite der EU-Kommission, Report Part A – Strategy (PDF), Report Part B – In-depth analysis (PDF), Draghi-Rede im EP (PDF).
Einleitung
Der Report betont die Notwendigkeit eines integrierten industriepolitischen Ansatzes: Investitionen, Regulierung, Handel, Energie- und Forschungspolitik sollen orchestriert werden, um Innovation schneller von der Forschung in die Anwendung zu bringen. Ein besonderer Fokus liegt auf Produktivität, Kapitalmarktintegration und der Entbürokratisierung von Genehmigungs- und Förderprozessen.
Was der Draghi-Report für Open Innovation bedeutet
- Kapitalmarktunion & Risikofinanzierung: Bessere Finanzierung für Scale-ups und Deep-Tech stärkt Partnerschaften zwischen Unternehmen, Hochschulen und Start-ups.
- Gemeinsame EU-Projekte: Gezielte, europaweite Vorhaben (z. B. IPCEIs, Joint Undertakings) erleichtern grenzüberschreitende F&E und Technologietransfer.
- Vereinfachte Regeln: Schnellere, koordinierte Verfahren reduzieren Transaktionskosten für Kooperationen und Pilotvorhaben.
- Strategische Sektoren: Energie, Halbleiter, digitale Infrastruktur, Gesundheit, Mobilität – hier sollen Open-Innovation-Ökosysteme skaliert werden.
Der Bericht argumentiert, dass private Investitionen die Transformationskosten nicht allein tragen können und daher öffentliche Anschubfinanzierung sowie gemeinsame EU-Instrumente (inkl. Kapitalmarktintegration) nötig sind. Siehe die Investitions- und Governance-Passagen in Part A.
Chancen für Unternehmen
- Zugang zu europäischen Innovationsclustern: Leichterer Zugang zu Partnern, Testumgebungen und Talenten in der EU.
- Schnellere Skalierung: Grenzüberschreitende Pilotierungen und gemeinsame Beschaffung beschleunigen Markteintritt und Diffusion.
- Weniger Fragmentierung: Harmonisierung von Standards und IP-Regeln erleichtert Kooperationen, insbesondere für KMU.
- Produktivitätshebel: Bessere Verzahnung von F&E, Dateninfrastrukturen und Industriepolitik steigert die Umsetzungsquote von Innovationen.
Grenzen und Risiken
- Politische Umsetzung: Ambition erfordert Einigung der Mitgliedstaaten – Blockaden oder langsame Entscheidungsprozesse können Fortschritt hemmen.
- Regulatorische Komplexität: Ohne echten Bürokratieabbau bleiben Kosten für Kooperationen hoch.
- Wettbewerbsrecht & Beihilfen: Spielräume müssen so gestaltet werden, dass Kooperation und fairer Wettbewerb möglich bleiben.
Handlungsempfehlungen für Führungskräfte
- EU-Programme aktiv nutzen: Teilnahme an Horizon Europe, IPCEIs, Joint Undertakings; Monitoring der kommenden Competitiveness Compass-Initiativen.
- Open-Innovation-Portfolios aufsetzen: Co-Creation mit Universitäten/Start-ups, Corporate Venture, Lizenz- & Datenkooperationen.
- Genehmigungen & Compliance verschlanken: Interne Fast-Tracks für Piloten, schlanke Governance, klare KPI-Sets (Time-to-Pilot, Tech-Transfer-Rate).
- Talent & Kultur priorisieren: Europäische Talentpools, Austauschprogramme, Anreizsysteme für Intrapreneurship.